Richtige Wasserchemie bei saisonalem Anlagenstillstand
So schützen Sie Ihre Anlage während der Konservierung
Ähnlich wie der Gartenpool nach dem langen Winter hält auch eine stillgelegte Anlage so manche „Überraschung“ bereit: Algen, Ablagerungen und vielleicht sogar Schäden am verbauten Material.
Ob Kühlkreislauf, Heizsystem oder Verdunstungskühlanlage: Stehendes Gewässer kann Metalle angreifen, Biofilme bilden sich an Rohren. Mit dem Ergebnis: Korrosion, Ablagerungen und hygienische Probleme, die für Anlagenbetreiber teuer werden können.
Die gute Nachricht: Mit der richtigen Wasserchemie können solche Schäden bei einem saisonalen Anlagenstillstand vermieden werden. Wir erklären Ihnen in diesem Artikel, wie Sie mit einer vorausschauenden Wasserbehandlung Ihre Anlage während der Ruhezeiten schützen können und was Sie für eine reibungslose Wiederinbetriebnahme alles beachten sollten.
Unsere Themen in diesem Artikel:
Industrielle Verdunstungskühlanlagen
Wasser ist ein hervorragendes Transportmedium für Wärme, jedoch in chemischer Hinsicht ein aktives Korrosionsmedium. Wenn es in Rohrleitungen, Behältern oder Wärmetauschern über längere Zeit unbewegt verbleibt, kommt es zu einer lokalen Abnahme des gelösten Sauerstoffs. Diese ungleichmäßige Sauerstoffverteilung führt zu elektrochemischen Potenzialdifferenzen, die die Ausbildung von Korrosionszellen begünstigen. Typische Korrosionsformen unter diesen Bedingungen sind Spalt-, Mulden- und Lochfraßkorrosion, insbesondere an Totzonen oder schlecht durchströmten Anlagenteilen.
Zusätzlich stellt stehendes Wasser ein ideales Milieu für mikrobielles Wachstum dar. Ohne kontinuierliche Strömung können Mikroorganismen wie Bakterien, Algen oder Pilze stabile Biofilme auf Rohrwandungen und Oberflächen ausbilden. Diese schleimartigen Beläge wirken als Schutzschicht für Mikroben, begünstigen unter anaeroben Bedingungen mikrobiell beeinflusste Korrosionsprozesse (MIC) und können die Querschnitte von Leitungen und Wärmeüberträgern signifikant einengen oder blockieren.
Um Ablagerungen im Kühlkreislauf zu vermeiden, sollte vor der Anlagenstilllegung einiges beachtet werden:
- Systementleerung und Trocknung: Am sichersten ist es, Wasser komplett aus Rohren, Tanks und Wärmetauschern zu entfernen – so fehlt Korrosion und Biofilm der Nährboden.
- Stillstandskonservierung: Wo eine vollständige Entleerung technisch nicht möglich oder sinnvoll ist, kann die Zugabe von Korrosionsinhibitoren, Bioziden oder temporären Schutzchemikalien sinnvoll sein. Diese Chemikalien bilden Schutzschichten auf Metalloberflächen oder verhindern, dass Bakterien & Co. überhaupt wachsen können.
- pH-Wert-Einstellung: Eine gezielte Anhebung des pH-Wertes im Restwasser (z. B. auf 9–10) reduziert das Korrosionsrisiko, vor allem in Stahl- und Eisensystemen
- Abdecken und Verschließen: Offene Becken oder Rohre sollten abgedeckt und verschlossen werden, um den Eintrag von Schmutz, Sauerstoff und Mikroorganismen zu reduzieren
- Analysen und Protokollierung: Vor dem Stillstand empfiehlt sich eine Wasseranalyse (u. a. auf Korrosionspotential, Leitfähigkeit, mikrobiologischer Status), um die gezielte Auswahl der Chemikalien zu ermöglichen.
- Homogene Verteilung sicherstellen (Pumpen, Zwangsumwälzung).
Folgende Chemikalien haben sich für den Korrosionsschutz während Stillstand in industriellen Wassersystemen bewährt:
Produktgruppe | Wirkung | Beispiele |
---|---|---|
Korrosionsinhibitoren | Bilden Schutzfilme auf Metall – blocken den Angriff von Wasser und Sauerstoff | Phosphonate, Azole, Molybdate, Phosphate |
Sauerstoffbindemittel | Entziehen dem Wasser den Sauerstoff, der Korrosion antreibt | DEHA, Carbohydrazid, Natriumsulfit, Ascorbinsäure |
Härtestabilisatoren | Verhindern Kalk und Ablagerungen – halten Metalle und Mineralien gelöst | Phosphonate, Komplexbildner, Polymere |
Biozide | Stoppen Bakterien und Legionellen – verhindern Schleimbildung | Isothiazolinone, quaternäre Ammoniumverbindungen, Bronopol |
Reiniger und Spülmittel | Lösen alte Ablagerungen vor dem Stillstand oder beim Wiederanlauf | Dispergatoren, Systemreiniger |
Wichtig: Wählen Sie Chemikalien immer passend zu Ihrer Anlage, den Materialien (Stahl, Kupfer, Aluminium) und der Wasserqualität. Wir sind Experten auf diesem Gebiet und helfen Ihnen gerne, die richtigen Mittel in der richtigen Dosierung einzusetzen.
- Vor Wiederbefüllung empfiehlt sich eine Spülung zur Entfernung von Ablagerungen, eventuell ergänzt durch den Einsatz spezieller Reiniger.
- Eine Neukonditionierung nach der Inbetriebnahme (Einstellung von pH, Härtestabilisatoren, Inhibitoren, Biozide) sichert einen störungsfreien Neustart
- Langsame Befüllung und Entlüftung: Reduziert mechanische Belastung der Anlage und sorgt für gleichmäßige Durchströmung aller Anlagenteile.
- Hygieneprüfung: Insbesondere bei Anlagen mit Legionellenrisiko (z.B. Kühlkreisläufe) sollten mikrobiologische Untersuchungen und ggf. thermische oder chemische Desinfektionsmaßnahmen erfolgen
Expertenmeinung: Der Einsatz passender Chemikalien sowie die Vorgehensweise sollten immer anlagenspezifisch gewählt und nach gängigen Richtlinien (z.B. VDI 2047 für Verdunstungskühlanlagen) erfolgen. Wir sind Experten für die chemische Wasserbehandlung und beraten Sie zu individuellen Lösungen, führen Systemaufnahmen, Analysen, Hygieneaudits und Risikoabschätzungen durch.