AOX-Grenzwerte einhalten: AOX-arme Biozide als nachhaltige Lösung
Immer mehr Kunden fragen uns nach AOX-armen Bioziden für ihre Wasseraufbereitung. Kein Wunder, schließlich stellen die organisch gebundenen Halogene, bekannt als Adsorbierbare Organisch Gebundene Halogene (AOX) in vielen industriellen Prozessen ein echtes Problem für die Umwelt dar. Diese Halogenverbindungen können toxisch sein, sich in der Umwelt anreichern und schwer abbaubar sein. Weiter gibt es behördliche Grenzwerte und Anforderungen für eine maximal erlaubte AOX-Konzentration. Besonders in der Wasserwirtschaft sind daher strenge Grenzwerte einzuhalten, um die Umweltbelastung zu minimieren. Der Einsatz von AOX-armen Bioziden stellt eine nachhaltige Alternative dar, die wir hier in diesem Artikel genauer beleuchten wollen.
AOX umfasst eine Gruppe von chemischen Verbindungen, die organisch gebundene Halogene wie Chlor, Brom oder Iod enthalten. Diese Substanzen entstehen hauptsächlich durch industrielle Prozesse, insbesondere in der chemischen Industrie, der Papierherstellung und der Wasseraufbereitung. Vor allem aber entsteht AOX durch die Dosierung von Bioziden zur Vermeidung von Mikrobiologie.
Merke: Vereinfacht gesagt, ist AOX organisches gebundenes Chlor oder Brom, das häufig durch chlor- oder bromhaltige Biozide ins Wasser gelangt.Organische Halogenverbindungen sind problematisch, da sie nur schwer biologisch abbaubar sind, über das Abwasser in die Umwelt gelangen und dort aquatische Organismen schädigen können. Aufgrund seiner Persistenz kann sich der Stoff in der Nahrungskette anreichern, was langfristige Gesundheitsrisiken mit sich bringt.
Die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die Abwasserverordnung sowie nationale Regelungen setzen klare Grenzwerte für AOX im Abwasser fest. In Deutschland liegt der AOX Grenzwert für industrielles Abwasser typischerweise zwischen 0,1 und 1 mg/L, abhängig von der Branche. Unternehmen sind daher verpflichtet, Maßnahmen zur Reduktion des Stoffes in ihren Produktionsprozessen und Anlagen zu implementieren.
Branche | AOX-Grenzwert (mg/L) |
---|---|
Chemische Industrie | 0,5 – 1,0 |
Papierherstellung | 0,2 – 0,5 |
Textilindustrie | 0,1 – 0,3 |
Kommunale Kläranlagen | < 0,2 |
Biozide verursachen unterschiedlich viel AOX, da Sie unterschiedlich viel Chlor- oder Bromverbindungen enthalten. Nachfolgend haben wir die theoretischen AOX-Werte einiger unserer Biozide bei unterschiedlichen Dosiermengen erfasst:
Produkt | Dosierung mg/l | AOX mg/l Wert |
---|---|---|
Alghicida LF | 10 100 1000 | <0,1 0,2 1,9 |
Alghicida CL | 10 100 1000 | <0,1 0,15 2,1 |
Alghicida BR-L Plus | 10 100 1000 | <0,1 0,2 1,8 |
Alghicida 1010 | 10 100 1000 | <0,1 0,35 2,4 |
Oxy 50 | 10 100 1000 | 0 0 0 |
Welche Biozide und Desinfektionsmittel verursachen viel, welche wenig AOX im Abwasser? Nachfolgend eine kleine Tabelle mit gängigen Bioziden:
Biozid / Desinfektionsmitel | AOX-Bildung (theoretisch) | Art des Biozids |
---|---|---|
Wasserstoffperoxid (H2O2) | Keine AOX-Bildung | Oxidatives Biozid |
Quaternäres Ammoniumchlorid (Quats) | Gering | Nichtoxidatives Biozid |
CMIT/MIT (Isothiazolinone-Verbindung) | Mittel | Nichtoxidatives Biozid |
Bronopol | Mittel bis viel | Nichtoxidatives Biozid |
DBNPA | Eher viel | Nichtoxidatives Biozid |
Chlorbleichlauge (Chlor) | Eher viel | Oxidatives Biozid |
Natriumhypobromit (Brom) | Eher viel | Oxidatives Biozid |
Zum nachfolgenden Verständnis ist Folgendes zentral wichtig:
Merke: Oxidativ wirkende Biozide bestehen selbst in der Regel nicht aus AOX. Organische Halogenverbindungen entstehen erst durch die Reaktion mit organischen Stoffen im Wasser, z. B. Huminstoffen, gelösten Kohlenstoffen und Mikrobiologie. Nichtoxidativ wirkende Biozide bestehen in der Regel bereits aus AOX, da sie organisch gebundenes Chlor oder Brom (=AOX) selbst enthalten. Die reine Dosierung bildet somit bereits AOX.Für eine Interpretation und Berechnung der AOX-Menge in einem Wassersystem beachten Sie jedoch den nachfolgenden Absatz. Dieser hat zentrale Bedeutung.
Theoretische Berechnungen von AOX-Konzentrationen in Kühlsystemen, z. B. Verdunstungskühlanlagen und Kühltürmen – also offenen Kühlkreisläufen -, die z. B. von Biozid-Lieferanten erstellt werden, sind häufig schlichtweg falsch. Rechnerisch wird häufig grob ermittelt, wieviel halogene Verbindungen durch die dosierte Menge an Biozid entsteht. Nicht selten zeigt die Praxis, dass man in der theoretischen Berechnung elementar falsch lag. Der Grund liegt meist darin, dass ein wesentlicher Fakt nicht berücksichtigt wird.
Oxidative Biozide
Oxidative Biozide, z. B. Chlor in Form von Natriumhypochlorit oder Bromverbindungen wie Natriumhypobromit, stehen nicht selten im Verruf, viel AOX zu erzeugen. Falsch ist das nicht, jedoch besitzen diese zeitgleich auch einen wesentlichen Vorteil. Oxidative Biozide an sich „verschwinden“ nach einiger Zeit häufig aus dem Wassersystem. Aus Chlor z. B. werden häufig Chloride. Chloride sind kein AOX. Die Chlorbleichlauge selbst ist also kein AOX, sie erzeugt es, wenn sie mit organischen Stoffen wie Mikrobiologie reagiert. Dies kann ein wesentlicher Unterschied sein.
Nichtoxidative Biozide
Nichtoxidative Biozide, z. B. viele Isothiazolinone-Verbindungen und Bronopol, erzeugen meist ebenfalls AOX. Der Grund ist, dass diese Verbindungen im Prinzip gebundenes Chlor oder Brom enthalten. Die häufig eingesetzte Verbindung 5-Chlor-2-methyl-2H-isothiazol-3-on und 2-Methyl-2H-isothiazol-3-on, auch bekannt unter CMIT/MIT, enthält z. B. gebundenes Chlor. Somit ist sie auch ganz ohne organische Stoffe wie Mikrobiologie selbst AOX. In diesem Biozid enthält z. B. die Verbindung CMIT gebundenes Chlor, die Verbindung MIT enthält kein gebundenes Chlor, also keine Halogenverbindungen.
Derartige nichtoxidative Biozide „verschwinden“ jedoch nicht wie oxidatives Chlor oder Brom relativ schnell aus dem Kühlsystem. Vielmehr haben viele nichtoxidative Biozide eine sehr lange Halbwertszeit, das Produkt selbst ist AOX und Abbauprodukte enthalten es weiterhin.
Dadurch findet bei organischen, nichtoxidativen Bioziden häufig eine Aufkonzentration von AOX im Wasser statt. Jede Dosierung kann also das AOX erhöhen.
Bei Verdunstungskühlsystemen wie z. B. Kühlturmkreisläufen erfolgt meist eine regelmäßige Absalzung bei Erreichen einer bestimmten elektrischen Leitfähigkeit. Man spricht hier von der sogenannten Eindickung. Mit einem Teilwassertausch werden natürlich AOX Verbindungen aus dem Kreislauf entfernt. Es handelt sich aber um keinen kompletten Wassertausch, sondern nur um einen Teilwassertausch. AOX-Teile bleiben somit trotzdem erhalten, weil das Biozid CMIT und größtenteils auch seine Abbauprodukte selbst AOX sind, was zu einer signifikanten Aufkonzentration im Wasser führen kann.
Wichtig: Möchte man eine AOX-Konzentration also „korrekter“ berechnen, spielt die Eindickung und das Wassertauschintervall oder die Art des Biozids eine zentrale Rolle.Weitere Punkte, die die AOX-Konzentration beeinflussen, sind z. B.:
- pH-Wert
- Wassertemperatur
- Organische Stoffe / Mikrobiologie
- Abbauprodukte von Bioziden
Lässt sich durch Laboranalysen kontrollieren: AOX Grenzwert
Bekannte Möglichkeiten zur Reduzierung von AOX im Wasser sind:
- Dosierung starker Oxidationsmittel, z. B. Wasserstoffperoxid oder Kaliumpermanganat
- Installation einer UV-Desinfektionsanlage
- Installation eines Aktivkohlefilters
- Wassertauschintervalle erhöhen, um Aufkonzentration von AOX zu reduzieren
- Verriegelung der Absalzung nach einer Bioziddosierung
Alles funktioniert mehr oder weniger gut. Die spezifischen Kreislauf- und Wasserparameter sind zu berücksichtigen.
Das allergrößte Problem ist eine sinnvolle und wirtschaftlich praktische Umsetzung. Stellen Sie sich einen offenen Kühlturmkreis mit Verdunstungskühlanlagen vor.
Eine UV-Desinfektion zur AOX-Reduktion ist häufig nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und eine alleinige UV-Desinfektionsanlage für die Beseitigung von Mikrobiologie, z. B. Legionellen, meist keinesfalls ausreichend. UV-Desinfektion wirkt schlichtweg nur an der Stelle des Einbaus und entfernt dort auch nur einen sehr geringen AOX-Anteil. Eine wesentliche Stärke eines Biozids ist, dass durch Zugabe in den Wasserkreislauf alle wasserdurchströmten Bereiche des Kühl- oder Prozesswassersystems erfasst werden.
Starke Oxidationsmittel zerstören häufig auch das Biozid selbst. Erhöhte Mikrobiologie und Legionellen sind die Folge. Korrosion kann eine weitere Folge sein.
Eine kontinuierliche Filtrierung des Kühlwassers eines Verdunstungskühlsystems über einen Aktivkohlefilter ist schlichtweg unmöglich. Der Filter wäre alle paar Tage auszutauschen.
Eine Verriegelung der Absalzung für eine gewisse Zeit nach einer Bioziddosierung ist gängiger Standard. Selten jedoch ein komplett ausreichendes Mittel.
Festhalten muss man an dieser Stelle, dass durch den Einsatz von AOX-armen Bioziden in der richtigen Konzentration die AOX-Grenzwerte eingehalten werden können.
AOX-freie Biozide und Desinfektionsmittel sind Produkte die keine Halogenverbindungen, also Chlor- oder Bromverbindungen, enthalten.
Als umweltfreundliches und zugleich AOX-freies Biozid darf hier Wasserstoffperoxid, z. B. unser Produkt OXY50, nicht fehlen. Wasserstoffperoxid ist ein starkes Oxidationsmittel, das nur umweltfreundliche Abbauprodukte, nämlich Wasser und Sauerstoff hat. Es erzeugt keinerlei AOX. Ähnliches gilt für Peressigsäure, dass mit Wasserstoffperoxid vergleichbar und somit auch nicht schädlich für die Umwelt ist.
Nicht in allen Anwendungen kann Wasserstoffperoxid aber sinnvoll eingesetzt werden. Denkt man an Verdunstungskühlanlagen und offene Kühlkreisläufe, würden häufig sehr große Mengen an Wasserstoffperoxid benötigt werden, was es unwirtschaftlich erscheinen lässt. Weiter ist für eine sinnvolle Dosierung häufig Sensorik in Form von Peroxid-Sensoren erforderlich. Ein weiterer Kostenpunkt. Meistens jedoch ist die Desinfektionswirkung speziell bei höheren pH-Werten schlichtweg zu schwach. Legionellen und Mikrobiologie können nicht immer sicher vermieden werden.
In den meisten Fällen sind AOX-ärmere Biozide wie CMIT/MIT (Gemisch aus 5-Chlor-2-methyl-2H-isothiazol-3-on und 2-Methyl-2H-isothiazol-3-on) oder BIT/MIT (2-Methyl-2H-isothiazol-3-on und 1,2-Benzisothiazol-3(2H)-on) in Verbindung mit sinnvoller Planung der Dosiermengen, Dosierzeiten und Absalzregelung die richtige Wahl.
Klingt alles recht kompliziert? Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf. Wir beraten Sie gerne, welche Lösung für Sie die beste ist.